Viele Migranten und Migrantinnen haben besondere Orte, die sie sehr liebten, verloren – durch Krieg, Vertreibung, Armut, Gewalt.
Aber auch Nicht-Migrierte haben durch Alter, Umzug oder andere Gründe oft ihre geliebten Plätze verlassen müssen. Sie bedeuten immer eines: Heimatverlust.
Diese ‚verlorenen Orte‘ in Interviews einzusammeln und mit Text und Fotos einer Ausstellung zuzuführen war Ziel des Projektes VERLORENE ORTE, das im Rahmen von wupperleben (Projekt ‚Nur mit uns‘) entstanden war und in einer Kooperation des Malteser Integrationsdienstes und dem Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Bergisch Land Gemeinwesenarbeit durchgeführt wurde.
Das ‚Einsammeln‘ der Geschichten erfolgte in zahlreichen persönlichen und telefonischen Interviews. Diese wurden auch von den Migrantinnen selbst durchgeführt, sodass hier in mehrfachen Bereichen Begegnung stattfand: Junge Frauen befragten Seniorinnen, Frauen aus nicht-deutschen Herkunftsländern kamen mit gebürtig-deutschen Menschen ins Gespräch. Diese Ebene der Begegnung soll weiter fortgeführt werden durch Wander-Ausstellungen und gemeinsame Lese- und Kulturabende.
Nun erhielt das Projekt den 2. Preis des Katholischen Preises gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus der Deutschen Bischofskonferenz 2021!
Mit dem Preis können wir nun die Texte und Fotos drucken lassen.
Hier könnt ihr zwei Ausschnitte ansehen – bald werden Fotos und Texte auch ausgestellt.
Zeynep T., 40 Jahre, aus der Türkei, über ihren verlorenen Ort:
Die Küste:
Auf dem Bild mag es wie eine gewöhnliche oder herrliche Naturlandschaft erscheinen. Aber hier verbrachte ich meine besten Zeiten, ging mit meinen Freunden spazieren, machte ein Picknick mit meiner Familie, lachte manchmal, schaute manchmal auf das Meer und erzählte von meinen Problemen. Das Meer war meine Freundin und ich habe diesen Ort verloren.
Aliza M., 51 Jahre, aus Syrien, über ihren verlorenen Ort
Meine Olivenbäume
Wir hatten in Syrien viele Olivenbäume, die ich sehr liebte. Wir ernteten Tonnen von Oliven jedes Jahr. Aus einem großen Teil ließen wir Olivenöl pressen. Alle unsere Verwandten bekamen Öl und Oliven. Hier in Deutschland sind die Oliven leider nicht sehr gut. Ich vermisse die Oliven, die Bäume, die Landschaft und meine Heimat. Auch mein Mann vermisst seine Heimat sehr, er ist oft traurig. Dann sage ich immer zu ihm ‚Wir leben jetzt hier, uns geht es gut‘.