Nigeria ist das Land Afrikas mit der größten Bevölkerung. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation in Nigeria dramatisch verschlechtert: Kriminalität, Hunger und Gewalt sind alltäglich. Anita John, die hier in Wuppertal lebt, berichtet im Interview.
Wupperleben: Anita, magst du dich vorstellen?
Anita J.: Mein Name ist Anita John, ich komme aus Nigeria, aus Benin City.
Ich bin seit etwa 5 Jahren hier in Deutschland.
Wupperleben: Hast du Kinder?
Anita J.: Ja, mein Sohn ist 9 Jahre alt.
Wupperleben: Wie geht es dir in Deutschland?
Anita J.: Deutschland ist für mich ein Land großer Möglichkeiten. Für mich ist es wichtig, dass ich hier etwas Positives, Konstruktives aus meinem Leben mache.
Wupperleben: Hast du noch Familie in Nigeria?
Anita J.: Ja, wie meine Mutter und meine Schwestern. Mein Vater und auch mein einziger Bruder verstarben aber vor nicht langer Zeit.
Wupperleben: #EndSARS – dieses Hashtag ging gerade um die Welt. SARS steht aber nicht für einen Virus, sondern für “Special Anti-Robbery Squad”. Diese “Spezialeinheit gegen Raubüberfälle“ ist berüchtigt für Folter, Entführungen, Hinrichtungen und Vergewaltigungen, gegen die nun landesweit in Massen protestiert wird. Zwar soll diese Einheit nun aufgelöst werden, aber der Protest gegen weiter bestehende Polizeigewalt hält an und erschüttert das Land. Anita, wie ist die Situation in Nigeria zur Zeit?
Anita J.: Blutig, sehr blutig und gewaltsam, mit vielen Toten. Das Land ist am Boden und es herrscht die Gewalt. Zusätzlich gab es ja wegen Corona eine Ausgangssperre, die für großen Hunger im Land gesorgt hat und alles nur noch schlimmer gemacht hat. Die Zahl der Vergewaltigungen nahm immens zu in dieser Zeit. Bei den Demonstrationen gab es etliche Tote.
Wupperleben: Es sind vor allem junge Menschen, die gegen die Missstände protestieren?
Anita J.: Ja, die Mehrheit sind junge Menschen.
Wupperleben: Gibt das nicht Hoffnung?
Anita J.: Ich weiß nicht, ich bin skeptisch mit dieser Regierung. Alles ist so teuflisch, brutal und böse. Ich sorge mich sehr.
Wupperleben: Das ist ja bestimmt schwierig auszuhalten von hier in Deutschland. Wie gehst du hier damit um?
Anita J.: Wir hatten im November jetzt eine Demonstration in Wuppertal, um auf die Missstände in Nigeria aufmerksam zu machen.
Wupperleben: Habt ihr eine Gruppe?
Anita J.: Wir haben eine kleine Women Empowerment Group von nigerianischen Frauen, die sich gegenseitig unterstützen hier in Wuppertal. Wegen Corona können wir uns derzeit nicht persönlich treffen, aber wir haben Video-Telefonate.
Wupperleben: Danke für dieses Gespräch!!